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Vater & Bergführer – wie hat mich meine Vaterrolle am Berg verändert!

“Bin ich jetzt Vater, Ehemann, Kollege, Mitglied der Gruppe oder Bergführer. Diese Liste könnte wohl noch weiter geführt werden. Schlussendlich bin ich draussen in den Bergen oder Berg nahen Gebiete wohl immer <der Bergführer>.” In unserem Interview mit dem Vater & Bergführer Alex Gisler, durften wir etwas tiefer in seine Gedanken tauchen. Wunder genommen hat uns seine Vaterrolle und wie sich diese verändert hat seit er selbst Vater ist. 

Alex wie du im Intro schon erzählst bist du Vater von Tys, Rosa und Nives wie auch Ehemann von Tialda. Zuerst möchten wir euch alle herzlichst begrüssen als OUTFAMILIE bei uns im Team – schön seid ihr mit an Board!

Nebst deiner Familie und deinem Beruf bist du als Teilzeit Bergführer unterwegs. Wobei du dass schon vor deiner Familie gestartet hast und es bis heute ein wichtiger Teil deines Lebens ist. Was denkst du hat sich am Berg verändert seit du selbst Vater bist?

Nun hier meine Gedanken dazu: Schon aus rechtlichen Aspekten kann kein Bergführer/in diese Rolle in diesen Gefilden ablegen; wir sind schon alleine aus dem Grund haftbar, da uns (Bergführer/innen) meistens die grösste Erfahrung angerechnet wird = also haftbar. Es gibt juristisch betrachtet den Begriff der Gefahrengemeinschaft, d.h. dass ich – falls ich mich mit Kollegen/innen auf eine Tour begebe welche nicht nur unter meiner Leitung stattfindet – somit als gleichwertiges resp. zu selben teilen verantwortliches Teammitglied betrachtet werde.

Gefahrengemeinschaft mit meiner Frau…nun ja, das könnte da und dort schon hinhauen (lacht)…mit meinen Kindern wohl weniger. Hier sind wir Väter und Mütter aber sowieso immer “die Bergführer”, auch wenn es sich “nur” um eine kleine Radtour oder Wanderung handelt – wir sind verantwortlich für unsere Kinder.

Wie gehst du mit diesem Thema Verantwortung im Bezug zu deiner Kindern um?

Die Verantwortung können-müssen wir aus meiner Sicht an die Kinder zu einem gewissen Grad antrainieren. Wie meine ich das? Nun, es ist schlicht und einfach unmöglich mit Kindern auf eine Wanderung zu gehen ohne dies mit ihnen geübt zu haben. Es wäre grobfahrlässig mit meinem Sohn (die Mädchen sind noch zu jung dafür) eine Kletter-, Skitour zu unternehmen ohne ihn Schritt für Schritt dahin zu führen. Somit weiss ich ziemlich genau oder mute mir dies zu es zu wissen, was unsere Kinder können oder im Stande sind auszuhalten. Aushalten ist ein gewichtiges Wort – im Gebirge unter Umständen lebenserhaltend. Auch wenn nicht gerade lebenserhalten; es ist wichtig, dass ich weiss, dass wenn ich mich für eine kleine Erkundung auf einer Wanderung oder Vorstieg im Klettern usw. eine gewisse Zeit von der Gruppe lösen kann. Die Kinder müssen dies aushalten können. Sie müssen es unter Umständen auch aushalten können wenn mir als Vater oder Bergführer im Gebirge etwas passiert. Es muss mir und den Kindern bewusst sein, was passieren könnte und was dann zu tun ist – dies muss man aushalten können – das muss trainiert werden.

Wie hat sich den deine persönliche Risikobereitschaft verändert mit Familie?

Nun ja, aus meiner Sicht war und bin ich nie DER Risiko-Haudegen gewesen und bin es auch heute noch nicht. Mag sein dass das gewisse Personen in meinem Umfeld etwas anders sehen.

Als Bergführer oder Neuenglisch: Mountain-risk-manager ist das Risikomanagement ein Grundelement des Berufes. Seit der Geburt unserer Kinder hat sich sicherlich was verändert. Schon rein mein Beruf als selbständigerwerbender Bergführer habe ich – nun ja, nicht direkt an den Nagel gehängt, aber ich habe mich bewusst für eine andere Berufskarriere entschieden um:

1. für meine Familie mehr anwesend zu sein.

2. das Einkommen weniger Wetter-Verhälnisse-Klientel abhängig zu machen.


Ein weiterer wichtiger Punkt für mich war aber auch mein zweites Beruf-Standbein aus der Zeit als Hauptberuflichen Bergführer. Wie viele Bergführer so hatte auch ich einen “Nebenberuf” um mir das Jahreseinkommen für die Familie zu sichern. In diesem Berufsbereich sah ich für mich keine berufliche Weiterbildungs und Karrierermöglichkeit, sodass ich mich für eine weitere Ausbildung entschied. Diese Ausbildung verlangte eine 100% Anstellung und somit rückte das Bergführen in den Hintergrund. Somit blieb auch insgesammt weniger Zeit für das Bergsteigen, vorallem in den ersten Jahren mit dem neuen Berufsfeld und den heranwachsenden Kindern. Mittlerweilen hat sich die Situation wieder etwas zu Gunsten meiner Passion der Berge und vor allem dem Felsklettern verbessert. Die Kinder werden dabei immer mehr zu tollen Begleitern und Teammitgliedern.

Zur Grundfrage zurück zu kommend: Ja die Risikobereitschaft hat sich verändert. Vor allem schwingt bei bestimmten Entscheidungen und/oder Beschlussfassungen der Bereich des Verantwortungsträger als Vater-Ehemann mit – einfach gesagt: Ich werde zu Hause gebraucht, kann es mir nicht leisten dass ich mich verletzte. Somit liegt die Risikobereitschaft bei mir tiefer als vor dem Dasein als Vater…oder sehe das nur ich so? 

Nein ich bin da voll und ganz bei dir! In unseren Eltern-Köpfen schwirren unsere Kinder stets mit, dass können wir alle nur zu gut nachvollziehen.

Hast du, oder auch gemeinsam mit Tialda überhaupt noch das Bedürfnis Risikobereitere Abenteuer in den Bergen anzugehen?

Selbstverständlich ja. Die Frage wo sich jeder hierbei für sich selbst beantworten darf ist wohl die: Was ist für mich selbst oder meine Familie ein risikobereites Abenteuer? Für die einen mag die Erwanderung des Üetliberges (möchte ich nicht als Wertung betrachten) und für die anderen kann es gut und gerne ein stiebender Pulverhang sein. Für uns darf ich sagen, dass wir gerne mal da und dort ein spannendes Abenteuer suchen, das Risiko versuchen wir aber dabei möglichst auf das minimum zu reduzieren…auch das wiederum ein weiter Begriff im Bezug auf ein Familienunternehmen.

Habt ihr da bewusste Entscheide als Paar gesetzt?

Als Paar setzten wir vor allem die Entscheidungen in Bezug zur Familie. Dass jede/er einzelne des Paares aber gut und gerne seine Abenteuer ausleben darf und soll sehen wir als wichtigen Bestandteil für eine gesunde Partnerschaft. Die einzelnen Unternehmungen besprechen wir und Bedenken und Befürchtungen müssen und sollen Platz in der Diskussion haben. Es verhält sich dabei wie auf einer Bergtour; äussert ein Teammitglied ein ungutes “Bauchgefühl” gilt es dieses wahr zu nehmen, zu analysieren und dementsprechend Entscheidungen zu treffen damit das Endprodukt von allen mitgetragen wird.

Nur ein top funktionierendes Team wird den Gipfel gemeinsam erreichen.

Alex Gisler

Und nun noch zur eigentlichen Frage: Hat dich der Bergführer in deiner Vaterrolle im Gebirge verändert?

Ich meine nicht verändert. Das Bewusstsein und die Demut dem Gebirge und der Natur gegenüber wurden wohl eher bestärkt. Mit Wissen kann man Situationen besser einorden, man weiss wie damit umzugehen ist, oder man hat einen Ansatz wie man es lösen könnte. Als Bergführer trage ich andauernd einen “Rucksack” mit Erfahrungen und Wissen mit. Hiermit lässt sich einiges bewerkstelligen. Die Teamarbeit mit Kindern im Gebirge lässt sich damit nur zu einem kleinen Teil abdecken. Hierzu ist wiederum eine andere Tasche notwendig. Schlussendlich bin ich ich. Ob Vater oder Bergführer. Ich sehe mich in der Verantwortung mit unseren Kindern mein Wissen und Erfahrung  zu teilen, sie zu beschützen und fordern und sie Risiken auszusetzten für welche ich die Verantwortung trage…dies muss ich als Vater und Bergführer aushalten können.

Danke Alex, für diesen Einblick in deine Gedanken und eure Familie, wir freuen uns auf alles was gemeinsam kommt. 

Nun nimmt uns jedoch wunder, habt ihr euch als Eltern verändert in eurer Elternrolle? Wir sind gespannt und freue uns über eure Nachricht an info@outfam.com!

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